Hilfen für Schulvermeider*innen in Düsseldorf
Schulverweigerung, Schulabsentismus, Schwänzen, Schuldistanz, Schulaversion, Schulbummelei, Schulmüdigkeit und anderes mehr, sind Begriffe mit denen umschrieben wird, dass Schülerinnen und Schüler dem Unterricht unberechtigt fernbleiben. Wir sagen „Schulvermeidung“ und meinen das unentschuldigte Fernbleiben vom Unterricht, aber auch das Fehlen mit zweifelhaften Entschuldigungen und gehäuftes oder massives Zuspätkommen. Die Bezeichnung umschließt außerdem die Situation von Kindern und Jugendlichen, die am Ort Schule anwesend sind, sich jedoch dem Unterricht entziehen (passive Schulvermeidung). Ebenso geht es um Schülerinnen und Schüler, die von ihren Eltern der Schule ferngehalten werden.
Schulvermeidung ist in allen Schulformen vorzufinden, beginnend mit der Grundschule, über sämtliche Arten der weiterführenden Schulen, bishin zu den Berufskollegs, genauso wie in allen familiären Lebenswirklichkeiten.
Die Gründe, weshalb Kinder und Jugendliche sich der Schule oder dem Unterricht entziehen sind vielfältig:
- Persönliche Lebenskrisen, oft ausgelöst durch außergewöhnliche Situationen und Belastungen (z.B. Trennung der Eltern, Tod von Angehörigen, Umzug, Schulwechsel, Krieg, Flucht, Ausgrenzung und andere verstörende Erfahrungen)
- Krisen in der Familie (z.B. häufiger Streit, Trennungs- und Erziehungskonflikte, Überforderung der Eltern)
- Unsichere oder schwankende Bindungen und Erziehungskonzepte
- Angst davor, nicht genügend Leistung in der Schule zu erbringen bzw. Über- oder Unterforderung in der Schule
- Ausgrenzung, Konflikte und Mobbing in der Schule
- Schwierige Situationen in der Schule, problematischer Schüler-Lehrer-Kontakt
- Selbstzweifel, Probleme mit dem Selbstwertgefühl, Sinnzweifel
- Ungünstige Lebensumstände
- Schulmüdigkeit und Perspektivlosigkeit
- und immer noch auch eine Folge der Coronapandemie
In den meisten Fällen ist Schulvermeidung der Versuch, eine Lösung für eine problematische Situation finden. Sie ist aber gleichzeitig ein Verstoß gegen das Schulgesetz und verschlechtert darüber hinaus die Chancen für eine positive persönliche und schulisch/berufliche Entwicklung (mehr zum Thema Schulverweigerung siehe Details Schulverweigerung).
Um diesen Kindern und Jugendlichen zu helfen, engagieren sich Mitarbeitende aus Schulen, Jugendhilfe und Schulamt in Düsseldorf seit 1995. 1996 wurd der Verein „Rather Modell“ e.V. (benannt nach dem Düsseldorfer Stadtteil, in dem die Initiative startete) gegründet, der 2023 aufgelöst wurde.
Das Projekt „Rather Modell“ wird in seiner Grundform weitergeführt und arbeitet mit allen Schulen in Düsseldorf und Trägern der freien Jugendhilfe zusammen.
Die Angebote des Rather Modells wenden sich an Schülerinnen und Schüler in Schulen aller Schulformen der Primar- und Sekundarstufe 1 in Düsseldorf.
- In den Standorten werden Schülerinnen und Schüler, die sich von der Schule distanziert haben, in besonderer Weise beschult und individuell betreut (siehe Schulverweigererstandorte). Wer mehr dazu erfahren möchte, kann sich auch gerne den Filmbeitrag „Schwänzen -Null Bock auf Schule“ von „neuneinhalb“ auf WDR anschauen: https://kinder.wdr.de/tv/neuneinhalb/av/video-schwaenzen—null-bock-auf-schule-102.html#
- Für Kinder an Grundschulen und den 5. bis 7. Klassen der weiterführenden Schulen werden aufsuchende Hilfen angeboten.
- Eine Fachstelle Schulverweigerung bestand von 2012 bis 2023 als zentrale Anlaufstelle für Fragen und Hilfen rund um das Thema Schulvermeidung. Die Mitarbeiter*innen der Fachstelle haben Schüler*innen, Sorgeberechtigte und Mitarbeiter*innen aus Schule und Jugendhilfe umfassend zur Thematik Schulvermeidung beraten und unterstützt. Sie boten Informationsveranstalungen, Fortbildungen und Fachtage an sowie Hilfen bei der Prävention von Schulvermeidung. Eine wesentliche Aufgabe der Fachstelle lag in der Unterstützung von Schulen bei der Erarbeitung schuleigener Konzeptionen zur Vermeidung und Begegnung von Schulvermeidung. Die Fachsstelle wurde aufgelöst und erhielt neue Aufgaben in der Koordination der Standorte des Rather Modells.
- Kinder, Jugendliche und deren Eltern/ Personensorgeberechtigte, genauso wie Menschen, die sich professionell mit der Thematik befassen, müssen sich nun neue Wege der Beratung und Unterstützung suchen. Erste Anlaufstelle für Betroffene sind die Lehrkräfte, insbesondere die Klassenleitungen sowie die Mitarbeiter*innen der Schulsozialarbeit an den Schulen.
- Darüberhinaus sind das Zentrum für Schulpsychologie, die Bezirkssozaldienste des Jugendamtes, der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst der Stadt Düsseldorf und die Kinder- und Jugendpsychiatrischen Einrichtungen in und um Düsseldorf Ansprechpartner.